Mitten im Dorf, auf einem kleinen Hügel, steht die evangelische Kirche zu Böddiger - Geburtsjahr 1799 - was auch auf der eisernen Wetterfahne auf der Kirchturmspitze, als auch an einem Sandstein am Fuße des Mauerwegs an der Südostecke abzulesen ist. Es ist anzunehmen, dass schon früher eine Kirche hier stand, die aber den Flammen im 18. Jahrhundert zum Opfer fiel. An diese erste Kirche erinnert noch heute der achteckige Taufstein, der nach der Renovierung wieder seiner ursprünglichen Benutzung zugeführt wurde.
Der alte Friedhof, rund um die Kirche, ist vor vielen Jahren eingeebnet und auf die Terassen des Mühlenberges ausgewandert. Auch die alte Schule und das alte Pfarrhaus - in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche - sind noch Zeugen des bewußten Bildungsanspruchs der Reformation und der langen Zeiten, in denen Böddiger Muttergemeinde gewesen und ein kleines Kirchspiel, zusammen mit dem Nachbardorf Niedervorschütz, bildete.
Böddiger ist eine selbstständige Kirchengemeinde geblieben und stellt einen eigenen Kirchenvorstand und selbstverständlich werden jeden Sonntag Gottesdienste in der Kirche gehalten.
Im Jahre 1950 beschließt der Kirchenvorstand und die Gemeinde Böddiger die Anschaffung von neuen Kirchenglocken, da die alten Glocken im 2. Weltkrieg verlorengegangen waren.
Kunsthistorisch ist über die Kirche in Böddiger aus ihrer Entstehungszeit wenig zu sagen. So wurde die Kirche als schlichter Saalbau errichtet, allein dem Wortgottesdienst reformierten Bekanntnisses verpflichtet. Seine Ausmaße: Streng symmetrisch, quadratisch und als Raumkörper kubisch. Eine kleine Barockorgel, mit großer Wahrscheinlichkeit gebraucht gekauft aus der Kirche in Berge (Homberg/Efze) datiert aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, war wohl der einzige Schmuck der damals noch jungen Kirche. Mit der Renovierung der Kirche in den Jahren 1981/1982, wo viele tatkräftige freiwillige Helfer aus der Gemeinde mit anpackten, kam unübersehbar neue Farbe in den Raum: Anthrazit nur noch zum Absetzen, die grauen Flächen strahlender, vor allem aber wurde das Blau durch Ziegelrot, fast Karmesin, und Gold ersetzt. Mit dem Einbau einer neuen Orgel, die größententeils durch Spenden aus der Gemeinde finanziert wurde, wurde 1993 ein weiterer Meilenstein für die Kirche geschaffen.
Neben allen Fortschritten, die gemacht wurden, entwickelte ihr baulicher Zustand ab den 1990er Jahren eine bedenkliche Eigendynamik, wodurch die wohl größten Rettungsmaßnahmen in der Geschichte der Kirche notwendig wurden.
Dass es Probleme mit Setzungen gab und der Sandsteinbau der Kirche auf breiigem Untergrund steht, ist bereits im Jahr 1948 in den Akten vermerkt. Rund um das Gotteshaus floss Oberflächenwasser unkontrolliert in den Boden. Als sich Anfang der 1990er Jahre Risse im Inneren der Kirche bildeten und sich Putzstücke lösten, wurden erstmals Sanierungsmaßnahmen bei der Landeskirche beantragt. Der Zustand der Kirche verschlechterte sich ab 2009 immer weiter. Um Erschütterungen zu vermeiden, musste das Dreiergeläut auf eine Glocke reduziert werden, 2011 schwiegen die Glocken ganz. Ein Jahr später wurden die tiefen Risse im Mauerwerk bereits als bedrohlich bezeichnet, die Fensterlaibungen mussten durch dicke Holzbalken gestützt werden.
Nach langer Wartezeit gab es Ende 2020 das JA-Wort der Landeskirche für die große Sanierung. Der letzte Gottesdienst fand am 31. Dezember 2020 statt, danach wurde die Kirche förmlich in ihre Einzelteile zerlegt. Außen wurde eingerüstet und im Innern wurde ausgeräumt. Die Sanierung war vom Boden bis zur Kirchturmspitze.
Zu ihrem 200. Geburtstag wurde der Gemeinde ein besonderes Geschenk präsentiert, die Kirche soll von nun an: Friedenskirche heißen. Die späte Namensgebung knüpft einerseits an altkirchliche und evangelische Traditionen an, andererseits wertet sie das genannte Friedenssymbol über der Eingangstür nun in ihrem Namen auf.
Quelle: 900 Jahre Böddiger / 925 Jahre Böddiger + 200 Jahre Kirche / 950 Jahre Böddiger, 225 Jahre Kirche und 50 Jahre Schützenverein