Die sogenannt Obermühle in Böddiger steht an der Ems - Richtung Westen - an der heutigen Mühlenstraße.
1878 kauften die Eheleute Adam Sommerlade (aus der Mühle in Wolfershausen) und Katharina Elisabeth Zilche (aus Dissen) für 9000 Taler die sogenannte Obermühle in Böddiger. Die Mühle hat laut Urkunden oft den Besitzer gewechselt. Der letzte Vorbesitzer hier Schaumlöffel. Der Sohn eines Pfarrers hatte gegen 1860 das Türmchen am Wohnhaus errichten lassen, um dem Vater zu beweisen, dass auch er einen Turm besaß, obwohl er kein Pfarrer war. Dieses Türmchen kann man heute noch an dem Wohnhaus sehen.
Die Mühle hatte ein Wasserrad als Antrieb, eine Turbine wurde 1900 eingebaut. 1902 starb Adam Sommerlade. Die letzte Rate für die Mühle war gerade bezahlt. Für Elisabeth war es eine schwere Zeit. Die beiden Söhne Heinrich und Johannes mussten tüchtig mithelfen. Mit dem "Bettelwagen" wurde aus den umliegenden Dörfern das Getreide (Roggen und Weizen) zum Schroten geholt. Die Tagesleistung der Mühle betrug nur 1 Tonne. Der Mahlpreis für 50 Kg war 1,20 Reichsmark, der Schrotepreis für 50 Kg 0,75 Reichsmark.
1918 heiratete Heinrich Sommerlade am 31.03.1918 Katharina-Elisabeth Ritter. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Martha und Frieda.
1923 wurde ein sehr bescheidenes Leben geführt, denn Heinrich und Johannes wollten die Mühle umbauen. Das alte Gebäude und das Turbinenhaus wurden abgerissen. Über dem Mühlengraben entstand ein großes Gebäude. Nun war viel Platz vorhanden. Johannes hatte in Gensungen Schreiner gelernt und konnte mit Gehilfen viele Holzarbeiten selber ausführen. Nachts mussten die Müller abwechselnd aufbleiben und Getreide mahlen.
Nach dem Um- und Ausbau wurde Ackerland gekauft und gepachtet. Zum Hof gehörten zwei Pferde, vier Milchkühe, drei Rinder und zwei Kälber und einige Schweine. 1933 wurde die alte Turbine durch eine neue ersetzt, die mehr Leistung hatte. 1949 bekam die Mühle den ersten MAN-Schlepper. 1952/53 wurde die Mühle erneut umgebaut. Vier Monate dauerten die Arbeiten. Kosten 90.000,00 Mark. Die Tagesleistung der Mühle erhöhte sich von einer auf drei Tonnen Getreide. Das wenige Wasser, mit dem die 12-PS-Turbine betrieben wurde, richt nicht aus. Ein Motor mit 30 PS musst gekauft werden, der die vielen Maschinen antrieb. Im Winter war das Wasser noch knapper, vor allem, wenn der Mühlengraben der Ems zufror. Dann musste nur mit Strom gemahlen werden.
Die letzte Besitzerin war Martha Lehmann, die die Mühle bis zum 31. Dezember 1964 betrieb.
Quelle: 925 Jahre Böddiger - 200 Jahre Kirche