Archiv Felsberg

Die Mühle in Gensungen

Der Beruf des Müllers galt bis ins späte Mittelalter hinein als ein „unehrliches Gewerbe“. Deshalb oblag es u.a. den Müllern die Leichen der verurteilten Verbrecher von den Hinrichtungsstätten zu holen und beizusetzen.

Im Staatsarchiv Marburg befindet sich die ausführliche Urkunde über die letzte Hinrichtung im Amt Felsberg vom 8. März 1695 auf dem Galgenberg am Heiligenberg wurde eine Frau wegen Kindesmordes zum Tode verurteilt.

In solchen sehr seltenen Fällen mussten die Müller von Gensungen, Niedervorschütz, Deute und Neuenbrunslar „Säckeldienste“ (den Transport) verrichten.

Quelle: Das alte Gensungen – Rolf Fröhlich, Heinz Körner

Die Stadt Felsberg hat 16 Stadtteile – nicht alle hatten Mühlen in ihren Dörfern. In den betroffenen Stadtteilen wird die Geschichte der Mühlen erzählt.

Gensungen ist ein geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss am rechten Ufer der Eder gelegen. Die Ersterwähnung von Gensingen ist im Jahre 802-817.

1515 ist bereits eine Mühle in Gensungen belegt. Das erforderliche Wasser für den Betrieb der Mühle im Dorfkern von Gensungen wird dem Sonderbach (heute Sunderbach) entnommen. Der Antrieb des Werkes erfolgte durch ein oberschlächtiges Wasserrad. Die nutzbare Kraft hatte ungefähr 6 PS = 4,4 kW betragen; ein Hilfsmotor leistete um 1932/33 4 PS. An der Ableitungsstelle lag bis 1978 ein aus Steinen und Rasen hergestelltes Wehr.

Im Salbuch zum Dorf Gensungen wird 1555 zur Mühle beschrieben, dass der Müller zu Gensungen 5 ½ Viertel Korn, davon hatte der Fürst 1 ½ Viertel Korn nachgelassen und 100 Eier bezahlte. So war es auch 1628. Gensungen hatte nur wenig „Mahlgäste“, daher der Nachlass von 2 Viertel Metzen seit 1568. Das leuchtet ein, wenn man an die nahen Mühlen zu Böddiger und Altenburg denkt. Im Sommer reichte das Wasser des Sunderbaches manchmal nicht aus, um das Mühlenrad anzutreiben.

1714 wird Jacob Krantz als Besitzer der Mühle erwähnt. Samuel Crantz wird 1755 bei seiner Hochzeit als „Mahlmüller“ bezeichnet. Jacob Crantz (1723) war dreimal verheiratet. Mit den Ehefrauen Elisabeth Weideling, Anna Hoffmann und Anna Jungermann hatte er zusammen 14 Kinder.

Das Niederschlagsgebiet beträgt für die Anlage 8,7 qkm. Der Betriebsobergraben ist 200 m und der –untergraben 100 m lang gewesen. Der Betriebsgraben wurde vollständig verfüllt. Die Mühle wird seit 1978 nicht mehr betrieben. Das Wasserrecht ist 1977 erloschen.

Eigentümer Johannes Clobes

 

Quellen:

Wasser- und Windmühlen im Schwalm-Eder-Kreis – eine Bestandsaufnahme von Th. Hans-Dieter Scholz

Wasserbuchakte des Reg.Präs.Kassel – 38/1 – Nr. 49 Melsungen, Umfrage 1985 – TK Gudensberg

Info aus dem Historischen Ortslexikon über unsere Mühlen in den Stadtteilen

Rolf Fröhlich – Heinz Körner: DAS ALTE GENSUNGEN


Dieser Beitrag wurde eingestellt von: Elke Lück
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