Archiv Felsberg

Egbert Hayessen vom Mittelhof bei Gensungen

Mitstreiter im Widerstand gegen die NS-Diktatur

Egbert Hayessen wurde am 28. Dez. 1913 in Eisleben als Kind der Gutsherrenfamilie Emma und Ernst Hayessen geboren. Die Eltern zogen 1923 zum Mittelhof bei Gensungen um als Pächter die Staatsdomäne zu bewirtschaften. In den großbürgerlichen Lebensverhältnissen der Gutswirtschaft Mittelhof, mit Privatlehrer im Herrenhaus und anschließender Schulbildung in der Klosterschule Roßleben, erlebte Egbert Hayessen eine privilegierte Jugendzeit.

Nach dem 1933 abgelegten Abitur ging E. Hayessen zum Militär und absolvierte verschiedene Stationen der Ausbildung und Verwendung in der Wehrmacht.

Bei einem Einsatz in Nordafrika lernte er vermutlich auch den späteren Kopf des Widerstandes Claus Graf Schenk von Stauffenberg kennen. Nach einer steilen Karriere vom Leutnant zum Mayor wurde er zum Stab des Generals Olbricht im Heeresamt Berlin versetzt. Im Anschluss wechselte er 1944 zum Oberkommando des Heeres als Adjutant des Berliner Stadtkommandanten Paul v. Hase. Hier trafen sich die führenden Köpfe der „Operation Walküre“.

Diese „Operation Walküre“ war ein waghalsiger Versuch, in letzter Minute vor der drohenden Kriegsniederlage, einen Staatsstreich durchzuführen, die NS-Herrschaft zu beenden und Deutschland vor einem totalen Desaster zu bewahren. Erster und wichtigster Schritt hierzu war die sofortige Ermordung Hitlers.

Unter den Widerständlern übernahm Graf v. Stauffenberg die Aufgabe Hitler in seinem Hauptquartier „Wolfsschanze“ zu liquidieren.

Egbert Hayessen übernahm die Aufgabe am Tag des geplanten Anschlags, dem 20. Juli 1944, Maßnahmen in der Verbindung zwischen dem Berliner Stadtkommandanten Paul v. Hase und dem Polizeipräsidenten Graf Helldorf zu koordinieren.

Nach ersten kurzzeitigen Erfolgen in der Durchführung der Umsturzpläne brach die Aktion zusammen, da der Anschlag auf Hitler missglückte.

Es gab nachweislich über 40 Attentatsversuche und Pläne Hitler zu beseitigen. Alle Anschläge misslangen, leider auch dieser letzte Versuch.

Egbert Hayessen stieg in der Militärhierarchie bis 1943 zum Mayor beim Oberkommando des Heeres auf. „Bis zu diesem Zeitpunkt gibt es in seiner Biographie keinen Hinweis auf oppositionelles Verhalten oder Kritik an den politischen Verhältnissen. Aber dennoch scheint er seinen Vorgesetzten vertrauenswürdig genug gewesen zu sein, dass sie ihm im Sommer 1944 in die Details der geplanten „Operation Walküre“, dem Attentat auf Adolf Hitler einweihten. Er übernahm in diesem Rahmen verantwortliche Aufgaben in der Koordination mit anderen Teilen der Operation und sollte nach erfolgreichem Attentat die Besetzung der Berliner Ministerien leiten“. (1)

Das Attentat scheiterte, die „Operation Walküre“ brach zusammen. Die Anführer des Aufstandes wurden verhaftet und umgehend am 20. Juli 1944 im Bendlerblock erschossen. Egbert Hayessen gehörte zu der Gruppe von Aufständischen die von Roland Freislers Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 15. Aug. 1944 in Berlin-Plötzensee erhängt wurden.

Nach 1945 geriet Egbert Hayessen als einer der Beteiligten am Attentat vom 20. Juli 1944 weitgehend in Vergessenheit“. (2)

In der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin-Plötzensee, findet man seinen Namen. Am ehemaligen Wohnort seiner Familie am Mittelhof bei Gensungen erinnern seit 1992 ein Gedenkstein und ein Feldweg an ihn. Im August 2021 wurde ein Platz sowie eine Stele am Bahnhof Gensungen zu seinen Ehren und der Erinnerung an alle Menschen die sich der NS-Diktatur entgegenstellten, eingeweiht.

Heinz Körner, Gensungen im Dezember 2021

Literatur:

Vaupel, Dieter: Egbert Hayessen, Erinnerungen an einen fast vergessenen Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 und seine Familie, Marburg 2019

Zitat (1), Schneider, Ulrich: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Band 124, 2019 S. 256

Zitat (2), ebenda: S. 257

Video zu Egbert Hayessen und Operation Walküre (Interview mit Dr Dieter Vaupel in Gensungen) von Ragnar Heil - Jan. 2022

https://www.youtube.com/watch?v=TvKh_Urs98o

Auch die HNA berichtete über diese Initiaven zur Erinnerung an Egbert Hayessen

  


Dieser Beitrag wurde eingestellt von: Elke Lück
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