Friedrich Paulus wurde am 23. 09. 1890 in Guxhagen-Breitenau geboren. Sein Vater war als Betriebsinspektor in der Verwaltung der Erziehungsanstalt Breitenau tätig. Der Großvater betrieb im heutigen Felsberger Stadtteil Lohre damals eine Landwirtschaft und war auch Bürgermeister der kleinen nordhessischen Landgemeinde im Kreis Melsungen. .
Friedrich Paulus war Sohn des Ernst Paulus aus Lohre, der in Guxhagen die Tochter des Leiters der Erziehungsanstalt Breitenau, Bertha Nettelbeck heiratete. Ernst Paulus zog nach Kassel wo er als Buchhalter der Landeshauptkasse arbeitete. Sohn Friedrich machte am Kasseler Wilhelmsgymnasium im Jahre 1909 Abitur. Nach einem abgebrochenen Studium der Rechtswissenschaften in Marburg ging er zum Militär. Friedrich Paulus kämpfte im I. Weltkrieg und fand später weitere Verwendung in der Wehrmacht. Über verschiedene Etappen einer militärischen Karriere wurde er Chef der 6. Armee im Krieg gegen Sowjet-Russland.
Der Untergang der 6. Armee im Winter 1942/43 bei Stalingrad wurde von der NS-Propaganda noch als heldenmütiger Kampf gegen die „anbrandenden Horden der sowjetischen Untermenschen“ gefeiert. Es mussten damals fragwürdige historische Vergleiche, wie der Kampf der Spartaner gegen die Perser oder der Untergang der Nibelungen, herhalten, um über dieses Kriegsdesaster hinwegzutäuschen.
So wurde auch der damals kommandierende Oberbefehlshaber, General Paulus, noch in seiner nordhessischen Heimat im Frühjahr 1943, in bester NS-Manier der „Blut und Boden Ideologie“, als „Sproß besten kurhessischen Bauernblutes“ gefeiert.
Die Freude der kurhessischen NSDAP über diesen Sproß währte aber nicht lange.
Am 30. Januar 1943, in letzter Minute vor der Kapitulation, wurde Friedrich Paulus von Hitler zum Generalfeldmarschall ernannt. Mit dieser Beförderung war unausgesprochen der Hinweis verbunden durch Suizid die Verantwortung für das Debakel zu übernehmen. Am 31. Januar 1943 kapitulierte die 6. Armee und Friedrich Paulus wurde Kriegsgefangener der Roten Armee.
Ein deutscher Generalfeldmarschall in Gefangenschaft stellte für die sowjetische Regierung unter Stalin ein wichtiges Faustpfand dar, den sie auch politisch auszunutzen wusste.
Paulus wurde nach der Gefangennahme von führenden deutschen Exil-Kommunisten wie Wilhelm Pieck, später Staatspräsident der DDR, konsultiert. Er wurde auch aufgefordert sich dem „Nationalkomitee Freies Deutschland“ anzuschließen. Diese Vereinigung war ein von den Sowjets gefördertes Projekt, hochrangige dt. Offiziere für den Kampf gegen Hitlerdeutschland zu gewinnen und instrumentalisiert für ihre politischen Ziele einzusetzen.
Nach anfänglichem Zögern wurde Paulus als Mitglied gewonnen und setzte sich ganz im Sinne seiner Auftraggeber ein. 1953 übersiedelte Paulus nach Dresden und wurde von der DDR-Führung als Gallionsfigur zur Einbindung ehemaliger Nazi-Anhänger in den Separatstaat benutzt.
Diese politischen Wandlungen machten ihn für die Bevölkerungsmehrheit sowohl in West- wie auch in Ostdeutschland unglaubwürdig. Er saß politisch buchstäblich zwischen allen Stühlen. Besonders in der westdeutschen Öffentlichkeit wurde Paulus als Verräter und Wendehals abgestempelt.
Nach schwerer Erkrankung verstarb Friedrich Paulus am 1. Februar 1957 in seiner Dresdner Villa. Von der ursprünglichen Grabstelle in Dresden wurde seine Urne später in das Familiengrab auf dem Hauptfriedhof in Baden-Baden umgebettet. Hier fand die Urne Aufnahme im Familiengrab zusammen mit seiner vorverstorbenen Frau Elena Rosetti-Solescu (1949), aus rumänischem Adel.
Die Erinnerung an diesen Sohn Nordhessens, der sicherlich eine nicht unbedeutende Person der Zeitgeschichte war, führt auch heute noch zu eher negativen Urteilen. Seine politische Haltung die von sehr weit rechtskonservativen Einstellungen, hin zu einem willfährigen Handlanger kommunistischer Diktaturen gekennzeichnet war, wird nie vom Verdacht auf persönliche Vorteilnahme zu lösen sein.
In Felsberg-Lohre, Guxhagen und Kassel findet Friedrich Paulus auch heute kaum noch Erwähnung. Meist nur hinter vorgehaltener Hand.
Auch die HNA Melsungen berichtete über Generalfeldmarschall Friedrich Paulus
Heinz Körner, Frühjahr 2022
Bundesarchiv, Bild 183-B24575 / Mittelstaedt, Heinz / CC-BY-SA 3.0
Heinz Körner am Grab von Generalfeldmarschall Friedrich Paulus auf dem Hauptfriedhof in Baden-Baden