Der Beruf des Müllers galt bis ins späte Mittelalter hinein als ein „unehrliches Gewerbe“. Deshalb oblag es u.a. den Müllern die Leichen der verurteilten Verbrecher von den Hinrichtungsstätten zu holen und beizusetzen.
Im Staatsarchiv Marburg befindet sich die ausführliche Urkunde über die letzte Hinrichtung im Amt Felsberg vom 8. März 1695 auf dem Galgenberg am Heiligenberg wurde eine Frau wegen Kindesmordes zum Tode verurteilt.
In solchen sehr seltenen Fällen mussten die Müller von Gensungen, Niedervorschütz, Deute und Neuenbrunslar „Säckeldienste“ (den Transport) verrichten.
Quelle: Das alte Gensungen – Rolf Fröhlich, Heinz Körner
Die Stadt Felsberg hat 16 Stadtteile – nicht alle hatten Mühlen in ihren Dörfern. In den betroffenen Stadtteilen wird die Geschichte der Mühlen erzählt.
Die Forstmühle ist eine der ältesten Mühlen und liegt auf dem Grundstück mit der Flurbezeichnung "Kute", etwa 500 m nordöstlich von Niedervorschütz am rechten Ufer der Ems. Die Ersterwähnung der Forstmühle war im Jahre 1321, weitere Urkunden sind aus dem Jahren 1325 und 1359.
Historische Namensformen:
- vorstmule (1321) [, S. 542, Nr. 1459]
- Worstmůle (1325) [, S. 154, Nr. 395]
- Vorstmůle (1325) [, S. 154, Nr. 396]
- Vorstmulen, in der (1359) [, S. 404-405, Nr. 246]
- Forst, vor dem (1368)
- Forstmühl (1708/10) [, Karte Nr. 6]
Einwohnerstatistik:
- 1885: 1 Wohnhaus mit 14 Bewohnern
- 1895: 1 Wohnhaus 1 mit 10 Bewohnern
Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1321 überträgt Guda, Witwe des Wernher gen. Lugelin, mit Zustimmung ihrer Söhne dem Kloster Weißenstein in Kassel zum Testamente und Gedächtnis ihres Gatten 9 Schillinge weniger 3 Pfennige leichte Münze jährlichen Zins zu Martini von einer Mühle bei Gudensberg genannt "vorstmule". (s.Urkunde des Klosters Weißenstein vom 16.10.1321, Urkunde Nr. 1459 in Klöster, Stifte und Hospitäler der Stadt Kassel .... von Johannes Schultze, 1913 / bzw. HStAM Bestand Urk. 31 Nr. 82)
- 1325 verkaufen Konrad von Gudensberg, Bürger zu Kassel, und seine Ehefrau Elisabeth dem Kloster Haina ihre sämtlichen Güter im Dorf Langenvenne, vor der Stadt Gudensberg und in beiden Gemarkungen samt Rechten und Zubehör, ausgenommen einen Obstgarten vor Gudensberg und eine Wiese bei der Forstmühle
- 1359: Beständer Tile Mulner
- Die herrschaftliche Mühle war (1595-) 1764 an die Herren von Boineburg zur Altenburg zu Lehen gegebenen.
Das zum Betrieb erforderliche Wasser wird der Ems entnommen. Der Antrieb des Werkes erfolgt durch eine Turbine. Der Höhenunterschied beträgt 3,00 m und die nutzbare Kraft ungefähr 20 PS = 14,7 kW. Die Ölmühle wurde ungefähr 1882 außer Betrieb gesetzt. An der Ableitungsstelle liegt ein festes Überfallwehr von rund 7,85 m Breite mit einer beweglichen Grundschleuse. Das Niederschlagsgebiet beträgt für die Anlage 140,8 qkm. Der Betriebsobergraben ist 150 m und der -untergraben 40 m lang.
In 1972 wurde das Gelände umgestaltet in ein Freizeit- und Erholungspark, mit Kegelbahn, Restaurant und einen Campingplatz. Seit .......... wurde es stillgelegt.
Literatur:
- , S. 44
- , S. 82 (jedoch Lokalisierung in die Gemarkung von Fritzlar)
- Lieselotte Habenicht/Elfriede Iffert, Die Müller zu Niedervorschütz, Bd. 24 „Forstmühle, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4896> (Stand: 28.4.2020)