Der Stadtteil Lohre wurde erstmals im Jahre 1123 als Lare bekundet. Nach der Deutung der Ortsnamen gehört Lohre zu einem der ältesten Orte der deutschen Siedlungsgeschichte und damit zu den Orten, die um 400 nach Christi bereits gegründet wurden. Aufgrund der Ortsnamen, beziehungsweise der Namensendungen -lar, -rieh, -schütz, können wir feststellen, daß in einem Umkreis von 15 km nicht weniger als 43 Orte zu dieser Siedlungsgruppe gehörten. Wie fast überall, so ist auch die Urkunde von 1123 im Urkundendepositum des Klosters Hasungen ein Zufallsfund.
Lohre schrieb man zum Beispiel 1555 im Felsberger Salbuch Lhoer.
Schon 1323 wird in „Lare“ ein Rektor ecclesiae angeführt. Damit ist die Kirche urkundlich belegt. Ein Pleban (Geistlicher) wird uns urkundlich 1334 genannt. Die Kirche stand unter dem Patronat des Benediktinerklosters Breite- nau und gehörte zum Dekanat Gensungen. Die heutige Kirche ist ein schlichter Saalbau von 1787; wie die meisten kleinen Dorfkirchen der niederhessischen Heimat, an Stelle einer viel älteren erbaut. An dieses alte Gotteshaus erinnern nicht zuletzt die Relikte der alten Friedhofsmauer. Die erste Glocke ist von etwa 1500 mit der Inschrift = rex glorie, veni cum pace! Die zweite Glocke stammt aus dem Jahre 1754.
Bis vor 1430 war der Ort hessisches Lehen der Familie Hund von Holzhausen. Als Otto Hund von Holzhausen starb, erhielt Reinhard von Dalwigk das Dorf als hessisches Lehen. Sehr viele Besitzungen besaß das Stift Fritzlar hier, wie wir unter anderem einem Güterverzeichnis von 1209 entnehmen können. Auch das westfälische Kloster Hardehausen, nahe Warburg, war Besitzer einer Hufe, die es 1275 ans Petersstift Fritzlar veräußerte. 1526 wurde in Hessen die Reformation eingeführt. Fritzlar nahe gegenüber blieb katholisch. Andreas Lauffer aus Dieburg, der 1499 - 1527 Mönch in Breitenau war, war hier erster evangelischer Geistlicher von 1527 - 1545. Haymann Koch betreute Niedermöllrich und Lohre im Jahre 1556.
1742 hatte Lohre 29 Häuser, vor 100 Jahren 292 Einwohner. Nach dem Kriegsende 1945 stieg die Einwohnerzahl auf fast 600 an. Im Laufe derjahre verringerte sich die Einwohnerzahl wieder auf den heutigen Stand von 372. Im Jahre 1969 schloß nach fast 400 Jahren die Schule in Lohre ihre Pforten. Die Grundschulkinder kamen zu der Mittelpunktschule Heiligenberg in Gensungen, die Schüler ab 5. Schuljahr zur Gesamtschule Felsberg.
Lohre war früher eine wohlhabende Gemeinde. So wurde im Jahre 1881/82 die erste Wasserleitung verlegt. Im Jahre 1883 eine Molkerei gegründet, die erst 1936 auf Geheiß der Behörden geschlossen wurde. Die Raiffeisen-Genossenschaft wurde im Jahre 1890 gegründet. Zu ihr zählten die Orte Niedermöllrich und Altenburg.
Nachdem der Ort kanalisiert war, wurde 1962 eine Gemeinschaftskläranlage in Betrieb genommen. Nach dem freiwilligen Zusammenschluß mit der Stadt Felsberg im Jahre 1971, brachte die ehemalige Gemeinde Lohre, wie es sich für eine wohlhabende Gemeinde geziemt, erhebliches Kapital in die Stadt Felsberg ein. Die Bautätigkeit ging nach dem Zusammenschluß weiter. So wurde 1971 die Friedhofshalle eingeweiht, 1974 das Feuerwehrgerätehaus erstellt, der Sportplatz erneuert und ein Umkleidehaus gebaut. Neues Baugelände wurde erschlossen. Ein Bolzplatz dem Kinderspielplatz angeschlossen.
In Lohre wurde schon früh mit dem Kies- und Sandabbau begonnen, der sich bis in die heutige Zeit fortgesetzt hat. Er bringt eine erhebliche Beeinträchtigung der Einwohner durch Lärm mit sich.
Ein reges Vereinsleben auf kulturellem und sportlichem Gebiet gibt es zur Zeit in Lohre. Der älteste Verein, der Gesangverein, feierte im Jahre 1982 sein lOOjähriges Bestehen. Die Freiwillige Feuerwehr 1984 ihr 50jähriges mit dem 10jährigen Bestehen der Jugendfeuerwehr, womit wohl weiterhin der Brandschutz in Lohre gewährleistet ist. 1918 wurde erstmals der Sportverein erwähnt. Es wurde Fußball und Handball gespielt. Der Sportverein ging mehrere Male ein. Er wurde immer wieder neu gegründet, zuletzt 1970. Neben dem Fischereiverein, gegründet 1963, der eine Schutzhütte mit Grill unterhält, gibt es noch die Frauengruppe und die politischen Parteien.
Quelle: 700 Jahre Stadt Felsberg