Altenbrunslar
Daß das Gebiet um Altenbrunslar schon in früher Zeit besiedelt war, sagt uns weniger der Name, als daß es zahlreiche vorgeschichtliche Funde im nahen Quillerwald beweisen. Bereits im Ausgang der jüngeren Steinzeit, also noch vor Ablauf des 3. Jahrtausends v. Chr., finden wir hier eine Kultur, deren Träger man wegen der typischen Verzierungen ihrer irdenen Becher als Schnurkeramiker bezeichnet. Die Besiedlung der höheren Lage setzt sich fort bis in die Zeit um 1000 v. Chr. Aus dieser Zeit schnitt man beim Bau der Autobahn 1935 zahlreiche Hügelgräber an. Eine Stätte ältester Kultur in diesem Waldgebiet belegt auch der Name des versunkenen Dorfes Baihausen. Bekannt ist noch heute der Baihäuser Graben in der Nähe der Kreuzeiche. Der Ort war schon 1468 wüst, das heißt: Von seinen Bewohnern verlassen.
Der Name Altenbrunslar taucht zum ersten Mal auf im Jahre 1381, als Friedrich von Hertingshausen bei der Sühne mit Hessen auf das halbe Gericht zu Altenbrunslar verzichtet. Ein Viertel des Dorfes haben die Ritter zu Elben zu Lehen. Bruneslar (ohne Alt- und Neu-) wird schon 1154 erwähnt. In diesem Jahre werden die Grafen von Reichenbach (zwischen Hess. Lichtenau und Waldkappel steht noch heute ihre Burgruine) als Vögte der Bistumskirche in Würzburg für die Kirche in Brunslar bezeugt. Über die genaue Lage dieser genannten Kirche, ob in Neuenbrunslar oder Altenbrunslar, gibt es keine näheren Angaben. Zu Beginn des 13.Jahrhunderts hat das mainzische Stift Fritzlar Gütereinnahmen (Zehnte) in Brunslar. Es ist anzunehmen, daß um 1300 beide Orte zum Amt Gudensberg gehört haben. Etwa 100 Jahre später kommt Brunslar zum Amt Felsberg. Jahrhunderte hindurch wurde in den alten Urkunden nicht zwischen Alt- und Neu- unterschieden.
Eine bedeutende Rolle spielte in den Verträgen der Grundherren die Fischerei in der Eder. Im 16. Jahrhundert wird vom „Landzug auf der Eder“ berichtet. Er wurde aus Tradition von der Landesherrschaft veranstaltet. Ausführende waren die Fischer der anliegenden Gemeinden. Die Landzüge dauerten oft tagelang. Dabei wurden die Netze an den Ufern entlanggezogen. Daher kommt der Name „Ziehgarn“. Nur wenige Fische wurden an die landgräfliche Küche abgeliefert, die meisten wurden von den Fischern und Einwohnern bei fröhlichem Feiern selbst verzehrt. Der Landzug ging von Wolfershausen bis Altenburg.
1536 kam Brunslar nach dem Aussterben der Eibener restlos in den Besitz des hessischen Landgrafen. Güter und Einkünfte in Brunslar besaß auch das Kloster Eppenberg (Kartause) am Mittelhof.
Ein kleines historisches Bauwerk in unserer Gemeinde ist die alte Kapelle - im gotischen Baustil errichtet. Sie ist ehemals vielleicht romanisch gewesen und hat durch mehrere Umbauten ihre heutige Form erhalten. Das Fachwerkobergeschoß und der Turm wurden 1681 errichtet, wie eine alte Holztafel aufzeigt. Nicht echt gotisch sind die großen rechteckigen Fenster und der nachgebaute Rundbogen im Innern.
Altenbrunslar ist immer Filial von Wolfershausen gewesen. Nach der Reformation, die bei uns 1526 nach der Hornberger Synode (Kirchenversammlung) eingefuhrt wurde, erhielt die Gemeinde 1532 einen ehemaligen Mönch aus Breitenau als ersten evangelischen Prediger. Ortspfarrer Kluge ist heute der 23. Pfarrer in dieser Reihe. In Erinnerung sind alten Einwohnern noch die Namen der Pfarrer Siebert (1874-1899), Heidelbach (1900-1923), Nolte (1923-1938) und Kraft (1939-1969).
Die im Jahre 1487 gegossene Glocke soll aus der Wüstung Brechelsdorf (wüst schon 1410) stammen. Sie läutet im Ton „fis“, hat einen Durchmesser von 59 cm und wiegt etwa 130 kg. Die lateinische Inschrift in gotischen Minuskeln (Kleinbuchstaben) lautet übersetztem Jahre des Herrn 1487, gegrüßt seist du, Maria. Auf dem Mantel befindet sich ein Mann mit Glorienschein, Rüstung, Lanze und Schwert, außerdem ein Bischof mit Mitra, Pallium und Bischofsstab, vermutlich den Erzbischof von Mainz darstellend.
Während des Dreißigjährigen Krieges 1618-1648 wird unser Dorf von vielen fremden Heerscharen durchzogen, es wird geraubt und geplündert. Die Einwohner fliehen bei Gefahr in den Markwald. Auch der Siebenjährige Krieg 1756-1763 bringt Einquartierung in den Orten des Edertals.
Abgesehen von den politischen Ereignissen war im 19. Jahrhundert der Bau der Main-Weser-Bahn von besonderer Bedeutung für die Einwohner. Es hatte schwere Kämpfe gegeben, bis die Schienenverbindung zwischen Kassel und Frankfurt zustande kam. Es wird berichtet, daß ein Kasseler Künstler in einer Konditorei eine Plastik ausstellte, die einen Ochsen darstellte, der gegen eine Lokomotive anrannte, und einen Bären, der in die Räder griff. Darunter stand der Vers: Die Eisenbahn in ihrem Lauf, hält weder Ochs noch Bäre auf. Ochs und Bär waren zwei Regierungsbeamte, die gegen den Eisenbahnbau eingestellt waren. Am 3. September 1849 fuhr der erste Zug durch Altenbrunslar, gezogen von der Henschel-Lokomotive „Hassia". Die Haltestelle wurde erst später errichtet. Seit dem 30.3.1967 wird die Strecke elektrisch befahren.
Im Jahre 1885 wurde die erste Ederbrücke zwischen den beiden Brunslar dem Verkehr übergeben. Bis dahin führte unterhalb der jetzigen Brücke ein Holzsteg, Specke genannt, über das Wasser. Im Herbst wurde der Steg immer wegen des zu erwartenden Hochwassers und des Eisgangs abgenommen. Dann begann der Fährbetrieb mit einem Boot, das etwa 20 bis 30 Personen faßte. Damit setzten auch die Schulkinder über, wenn sie zur Schule nach Neuenbrunslar wollten.
Dann kam unser Jahrhundert mit den beiden furchtbaren Weltkriegen und den großen Opfern, die in vielen Familien großes Leid brachten. Am 17. 5.1943 wütete die Flutwelle der Ederseekatastrophe nach einem Angriff feindlicher Flugzeuge auf die Sperrmauer durch das Unterdorf. Die Brücke hielt, nur der Oberbau wurde weggerissen, viele Häuser erlitten Schäden. Die Brücke wurde 1952 erneuert. Während der Bauarbeiten lief der Verkehr, oft mit Hindernissen, über eine hölzerne Notbrücke. 1944 fielen bei einem Fliegerangriff mehrere Bomben in der Nähe der Haltestelle. Sie richteten aber nur geringen Schaden an. Am Karfreitag 1945 zogen die Amerikaner als Sieger ins Edertal ein. Danach wurde uns bis heute eine Zeit des Friedens beschert. Das Dorf vergrößerte sich durch Neubaugebiete am Grünen Weg und am Zimmerplatz. Durch die Zuwanderung von Flüchtlingen war die Einwohnerzahl sprunghaft angestiegen. An neuen Einrichtungen sind nach dem zweiten Weltkrieg geschaffen worden: Die neue Schule, der Kinderspielplatz, das Feuerwehrgerätehaus, ein Ehrenmal, die Wasserversorgungsanlage mit Ellenberg und Büchenwerra (erste Wasserleitung 1929) und die Friedhofsgestaltung, die z. Z. noch durchgefuhrt wird. Mit Wirkung vom 1.2.1971 wurde Alten- und Neuenbrunslar in der Gemeinde Brunslar vereinigt. Inzwischen sind wir ein Stadtteil von Felsberg.
Quelle: 700 Jahre Stadt Felsberg
Markante Jahreszahlen für Altenbrunslar 1145 1. Erwähnung von Brunslar (ohne Alt- und Neu-). 1381 1. Erwähnung von Altenbrunslar. Verzicht von Friedrich von Hertingshausen bei der Sühne in Hessen auf das halbe Gericht zu Altenbrunslar. 1487 Guß der noch heute vorhandenen Glocke mit der lateinischen Inschrift in gotischen Minuskeln (Kleinbuchstaben): „Im Jahre des Herren 1487, gegrüßt seist du, Maria. “ 1526 Einführung der Reformation nach der Hornberger Synode. 1532 Ein Mönch aus Breitenau wird erster evangelischer Prediger. 1536 Brunslar kommt nach dem Aussterben der "Elben" restlos in den Besitz des hessichen Landgrafen. 1681 Bau des Fachwerkobergeschosses und des Turmes der Kapelle Altenbrunslar, die im gotischen Stil errichtet ist. 1849 Erster Zug durch Altenbrunslar - Main-Weser-Bahn - 1885 1. Ederbrücke, davor Holzsteg (Specke) im Sommer und Fährbetrieb im Winter. 1929 Erste öffentliche Wasserleitung 1935/36 Autobahnbau 1943 Flutwelle durch die Bombardierung der Edertalsperre. Oberbau der Ederbrücke wird fortgerissen, viele Häuser im Unterdorf sind beschädigt. 1945 Einmarsch der Amerikaner in Altenbrunslar. 1952 Erneuerung der durch die Flutwelle beschädigten Ederbrücke. 1967 Elektrifizierung der Main-Weser-Bahn. 1971 Alten- und Neuenbrunslar werden im Rahmen der Gebietsreform zur Gemeinde Brunslar. 1. Januar 1974 Im Rahmen der Gebietsreform wird Altenbrunslar Stadtteil von Felsberg. 1976/77 Die der Stadt Felsberg gehörende Kapelle wird grundlegend renoviert. 1987 Einbau eines elektrischen Läutwerks in der Kapelle auf Grund einer Unterschriftensammlung. 1989 Die Kapelle bekommt ein bemaltes Glasfenster, das größtenteils aus Spenden finanziert wurde. |