Archiv Felsberg

Wasserkraftwerk

Kurz nach dem 2. Weltkrieg beabsichtigte die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) in Gensungen ein neues Wasserkraftwerk in der Eder zu errichten. Hierzu liegt eine sogenannte Verleihungsanfrage der EAM aus 1947 als gebundene Mappe im Stadtarchiv Felsberg vor.

Sie enthält viele technische Erläuterungen, hydraulische Berechnungen und 32 detaillierte Pläne. Am Wog, in Höhe der Basaltschotter-Verladestation, 1.700 m unterhalb der Altenburger Mühle, sollte das Kraftwerk entstehen und die Wassermengen von Eder und Schwalm nutzen. Weiter sollte durch eine Ausbaggerung im Unterwasser eine Absenkung des Normalwasserstandes der Eder und damit eine Vergrößerung des Gefälles erreicht werden. Eine Ertüchtigung des alten Wasserkraftwerkes in Altenburg wurde wegen der Beschädigung des Stauwehrs und der alten Turbinen durch Hochwasser nicht in Erwägung gezogen. Außerdem war das Nutzgefälle von 2,50 m zu gering. Das Nutzgefälle des neuen Kraftwerks sollte zwischen 3,80 und 4,50 m liegen. Zwei Kaplan-Turbinen mit je 845 PS sollten je einen Generator zur Stromerzeugung antreiben. Die erzeugte elektrische Energie hätte bei optimaler Wasserzufuhr ca. 2.000 Haushalte versorgen können. Wasserkraftwerke mit Kaplan-Turbine werden vor allem in Laufwasserkraftwerken bei großen Durchflussmengen sowie geringen Fallhöhen eingesetzt.

Die Gesamtanlage war in der Weise gedacht, dass das Eder-Profil durch eine Wehranlage von 40 m Lichtweite geschlossen würde und durch einen kurzen Obergraben zu den auf dem linken Ederufer angeordneten Turbinen geleitet würde. Unmittelbar nach Abgabe der Kraft sollte das Wasser durch einen kurzen Unterwassergraben der Eder wieder zugeführt werden. Für den Wasserstau war ein Schleusenwehr vorgesehen. Eine Fischtreppe im rechten Pfeiler der Freischleuse sollte den ungehinderten Fischwechsel ermöglichen. Interessant auch die vorgesehenen Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Das Projekt wurde nie verwirklicht. Es werden keine Gründe für die Einstellung des Projekts genannt. An den noch ausstehenden Genehmigungen kann es nicht gescheitert sein. Vermutlich wurde das Projekt schon um 1936 in Planung genommen, wegen des Krieges nicht ausgeführt und danach wegen fehlender Mittel und ungefestigter politischer Ansprechpartner zu den Akten gelegt. Im Zuge der heutigen energiewirtschaftlichen Umgestaltungen wäre eine Nutzung dieser Wasserkräfte wieder überlegenswert.

 

Quelle: Das alte Gensungen – Häuser erzählen Geschichte – Rolf Fröhlich/Heinz Körner

 


Dieser Beitrag wurde eingestellt von: Elke Lück
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